Kultur ist kein Ornament. Sie ist das Fundament, auf dem unsere Gesellschaft steht und auf das sie baut.“


Gallus-Sterne“ – ein interkulturelles Theaterprojekt


Schon Anfang März 2012 entstand an der Paul-Hindemith-Schule im Zusammenwirken mit der Schulsozialarbeit die Idee zu einem interkulturellen, klassen- und jahrgangsübergreifenden Theaterprojekt in Zusammenarbeit mit dem „Günes-Theater“.

Der damalige Leiter des Günes-Theater Müjdat Albak schrieb seinerzeit dazu eine thematische Textvorlage, aus der sich in den Folgejahren einzelnen Spielszenen unter dem Titel „Gallus-Sterne“ gestalten konnten. Dies geschah in Zusammenarbeit mit der Deutsch- und Musiklehrerin Eva Mittmann, wobei die ursprüngliche Textvorlage mit den Schüler*innen szenisch nachbearbeitet wurde. Das vollständige Theaterstück konnte schließlich zum Ende des Schuljahres 2014/2015 aufgeführt werden.


Generell wird in der klassenübergreifenden und projektorientierten Theaterarbeit im kreativen Umgang miteinander nach künstlerischen Ausdrucksformen gesucht: Theater soll dabei neu entdeckt und definiert werden, damit sich daraus ein eigenes, auf spielerische Art zu entwickelndes, Theaterstück gestalten kann.

Wie der Göttinger Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther es bereits so treffend formulierte, geschieht dies mit dem Ziel, „Schülerinnen und Schüler über die Teambildung im darstellenden Spiel zu außergewöhnlichen Leistungen zu ermutigen“:

Durch die Teamarbeit intensiviert sich die Konzentration. Das verhilft u.a. den Schülern dazu, sich untereinander besser verstehen zu lernen und darüber hinaus auch dazu, dass auch der Lehrer von ihnen besser verstanden wird.

Das Ausleben von Kreativität erzeugt zusätzlich Lebensfreude und führt zu einer besseren Grundstimmung. Nachweislich lassen sich mehr positiv eingestimmte Schüler beobachten als im regulären Klassenunterricht.

Selbstdisziplin und Selbstkontrolle können sich durch die Theaterarbeit im Team entwickeln. Dies zeigt auch Auswirkungen auf das reguläre Arbeiten im Deutschunterricht. Denn darüber hinaus erfahren so die Schüler*innen durch dieses Projekt außerordentlich wertvolle Sprachförderung:


Die Textarbeit beim Theaterspielen unterstützt auch vor allem diejenigen Schüler*innen mit Migrationshintergrund dabei, ihren Wortschatz zu erweitern und zu entwickeln. Sie konstituiert die Bedeutung von Sprachinhalten und hilft, Schriftsprache besser zu verstehen. Die gerichtete Aufmerksamkeit auf Artikulation und Betonung führt außerdem zum besseren Sprachverständnis der deutschen Sprache. Dies alles geschieht auf spielerischem Weg und weckt bei den Schülerinnen und Schülern grenzüberschreitend die Begeisterung für Sprache und Kultur.


In der Vermittlung von wahrnehmenden und gestaltenden Prozessen kann ein solches theaterpädagogisches Projekt als ein wertvoller Baustein von Schulkultur und ästhetischer Bildung verstanden werden. In diesem Sinne ist es von außerordentlicher Wichtigkeit, auch die non-verbale Kommunikationskompetenz optimal zu fördern, denn „vieles von dem, was menschliche Wesen einander mitzuteilen haben und mitteilen müssen, lässt sich in rationaler Sprache allein nicht fassen“ (Wolf Singer).


Eva Mittmann & Müjdat Albak